Tischkultur - Die Löffel

Material - Technik

Laffe: Feinsilber gefaltet, innen und außen emailliert, transparente Emaille, dadurch gewollte Sichtbarkeit der Faltung

Stiel: Sterling-Silber geschmiedet, mit der Laffe verlötet

Formsprache – Konzept

Das Paradigma der modernen Zeit – besonders seit dem Bauhaus – lautet meist „Form follows function“. Die hier präsentierten Löffel beleuchten die Möglichkeiten ein gegenteiliges Konzept zu verfolgen ohne die beiden zentralen Aspekte in Kompromisse zu zwingen.

Ein Löffel ist ein Gebrauchsgegenstand mit klaren Vorgaben an die Funktion, die Ergonomie und die Handhabung. Klassische Konzepte definieren aus diesen Vorgaben die Form, die mithin auch bereits als klassisch betrachtet werden kann. Das herkömmliche Design, dann zwingend darauf aufbauend, betrachtet somit häufig den Stiel als das wesentlich gestaltbare Element. Anscheinend ist die menschliche Hand besser in der Lage verschiedenste Stielformen zu manipulieren als Flüssigkeiten oder Pulver sich an ungewöhnliche Laffen anpassen mögen.

Natürlich setzen die Gesetze der Physik eine klare Grenze, doch auch die Natur muss sich diesen Gesetzen beugen und erschafft dennoch Formen, die uns fast beliebig verspielt erscheinen und dabei jederzeit zu ihrer Funktion stehen. Und hier setze ich mit meiner Arbeit an: die Laffe wird zum Gefäß überspitzt und dann die Form mit einem Blütenkelch assoziiert und abstrahiert. Um eine ästhetische Spannung aufzubauen wird der Stiel bewusst schlicht gehalten und klassisch aus einem Silberprofil geschmiedet. Hier sind Assoziationen zur Auseinandersetzung mit kühlem Funktionsdesign durchaus erwünscht. Gleichzeitig wird so wirkungsvoll eine zu große Verspieltheit, geschweige denn Kitsch verhindert. Und doch, genau wie der Wuchs der Pflanze durch die Elemente verbogen wird, erlaubt sich auch der Löffelstiel den einen oder anderen scheinbar unnötigen Schwung ohne jedoch seine Bestimmung als Griff zu verlieren.

Ist dann ein fertiger und optisch ansprechender Löffel entstanden, muss er sich in einem Praxistest als tauglich und in der Handhabung angenehm beweisen, was auch die Haptik und die Gewichtung beinhaltet. Schafft er das nicht, wird das Modell verworfen – wenn man so will ein der Evolution entliehenes Prinzip. Übrig bleiben Löffel, die perfekt an ihren Zweck angepasst sind und gleichzeitig als Idee einer Form geboren wurden.

Tischkultur

Die feierlich gedeckte Tafel soll nicht nur gutem Essen einen passenden Rahmen geben. Hauptsächlich soll der Gast als Betrachter Freude empfinden, Vorfreude auf das kommende Mahl aber auch davon losgelöst die reine Freude am Betrachten schöner Dinge. Dies ist das Ansinnen meiner Löffel, durch die Farbe und die Form, erlebt durch Sehen und Fühlen und dann auch bei der Benutzung zu erleben, dass ein Ding so blumig gemalt doch eine einfache und präzise Verwendung erlaubt.

Referenz

Optisch gibt es Anleihen beim Jugendstil, was ganz natürlich im Vorbild der Natur und der Technik des Emaillierens begründet liegt, aber auch in einer persönlichen Präferenz oder besser gesagt: „Vor-Liebe“. Ein angenehmer Nebenaspekt, dass der Jugendstil praktisch die letze Kunstepoche war, bevor „Form follows function“ seinen Siegeszug antrat.